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Usbekistan - Die Wunder der Seidenstrasse

Was für eine clevere und nachahmenswerte Marketing-Aktion einer DMC (Destination Management Company)! Shalo, eine Mitarbeiterin der Usbekischen Agentur Silk Road Destinations, orientiert in einer attraktiv gestalteten E-Mail, aber auch an Messen wie der ITB, dass Touristiker auf an einer einwöchigen Studienreise durch Usbekistan teilnehmen können.

Seit ich als junger Touristiker, Anfang der 80er Jahre bei Danzas Reisen, geführte Gruppenreisen nach Zentralasien organisieren durfte, steckte der Wunsch in mir, diese Region einmal selber zu besuchen. Hier in Usbekistan, einer Schnittstelle von Kulturen und Religionen zwischen kaspischem Meer und dem Dach der Welt, zwischen Indischen Sub-Kontinent und den Weiten Sibiriens, kreuzen sich die Handelswege der Seidenstrasse. Und Reisen nach Usbekistan sind immer auch Reisen in die Vergangenheit. 

Eine noch sehr neue Aeroflot A-321 brachte mich am 6. August nach Moskau, von wo es mit einem weiteren A-321 der russischen Airline in knapp 4 Std. nach Tashkent weiter ging. Service, Essen, Sitz waren einwandfrei für einen Flug in Economy Klasse. Im brandneuen Terminal des «Tashkent International Airport» ging das Einreise- und Zollprozedere schnell, freundlich und reibungslos voran und so stand ich um 03.00 Uhr Lokalzeit bei 26 Grad draussen bei Davron, einem der Reiseleiter.

Nach 20 Minuten erreichten wir das Ramada Hotel, Tashkent. Obwohl ein Bau aus der Sovietzeit, bietet das Ramada den modernsten Komfort und sämtliche Annehmlichkeiten. Oder wo kann man sonst um 03.30 Uhr nach einem freundlichen Check-in noch ein Bier trinken und am Wechselschalter noch Geld wechseln? Für die 100 USD erhielt ich die sagenhafte Summe von 776'000 Som, aber darüber später mehr.

Spontan entschied ich mich für einen Ausflug ins Chimgan-Gebirge und zum Stausee von Charvak. Diese, bei den Tashkentern beliebten Ausflugsorte, liegen im Norden des Landes, zwischen Kirgistan und Kasachstan. Dovran kam mit uns und brachte uns zuerst zum Ferienort Chimgon. Mit einem Sessellift, welcher an die 50er Jahre bei uns erinnert, ging es hoch auf 1965 m, bei angenehmen 28 Grad. Die für nicht schwindelfreie ungeeignete Fahrt wurde belohnt mit einem Blick auf die Ausläufer des Tien Shan – Gebirges und den Stausee.  Entlang des Stausees erreichen wir Charvak, wo wir in einem typischen Restaurant Lamm-Shashlik und Salat geniessen.

Am folgenden Tag stand die Stadtrundfahrt in Tashkent, der Hauptstadt Usbekistans, mit rund 5 Mio. Einwohner auf dem Programm. Die Stadt zeichnet sich durch ihre vielen Grünanlagen und Parks und ihre weitläufigen Boulevards aus. Ein Erdbeben im Jahre 1966 hatte grosse Teile der Stadt zerstört, weshalb Sie in der Sovjetzeit neu aufgebaut wurde. Natürlich zeugen unzählige Plattenbauten von der kommunistischen Herrschaft. Ungleich derjenigen in osteuropäischen Ländern sind die usbekischen Plattenbauten aber mit Mosaiken, Graffiti oder auch sonstigen architektonischen Elementen verschönert.

Der historische und im Jahr 2007 rekonstruierte Komplex Khast-i-Imam, war und ist das religiöse Zentrum von Tashkent. Er besteht aus verschiedenen, zwischen 16. und 19. Jahrhundert erbauten Medressen, Mausoleen und Moscheen.  Die Farben- und Geruchsvielfalt und das babylonische Sprachengewirr des Chorsu Bazaar, dem grössten Markt des Landes, vermittelt faszinierende Einblicke in die Lebensart der freundlichen und weltoffenen Uzbeker. So fragte mich der Metzger wo ich her komme. Ich versuchte auf Russisch «Shveytsariya» zu antworten, woraufhin er «Zlatan Ibrahimovic» nannte, sein Sohn ihn aber mit «Xherdan Shaqiri» korrigierte. Eine Fahrt mit der Tashkenter U-Bahn ermöglichte das Bestaunen der prunkvoll verzierten Stationen.

Abends um 8 Uhr warten wir im brandneuen Bahnhofsgebäude von Tashkent auf den Nachtzug nach Buchara. Wir beziehen unser Schlafwagenabteil, in welchem, nach dem der Zug wohl den ganzen Tag in der brennenden Sonne stand, eine Temperatur von gefühlten 70 Grad herrschte. Sofort flüchten wir in den Speisewagen, wo wir uns mit Bier und Wodka abkühlten und warteten, bis unser Schlafwagen von der Klimaanlage herunter gekühlt wurde.

Buchara, die magische Oasenstadt in der Wüste Kyzylkum, erreichen wir nach gut 7 Stunden Fahrt.

Laybi-Hauz, der um einen Teich im 16. Jh. angelegte Platz in der Altstadt, ist umgeben von zwei Medressen und einer Pilgerherberge. Er lädt mit seinen Teehäusern zum Verweilen ein. Die Festung Ark, die Residenz der Kahne von Buchara, wurde bereits im 5. Jh. erbaut. Die eindrücklichsten Bauwerke, erbaut zwischen 14. und 16. Jh., befinden sich im Poi-Kalyan – Komplex, bestehend aus den Medressen von Ulug Beg und Abdulaziz Khan und der Moschee Miri-Arab mit dem grossen Minarett Kalyan. Im Licht der Abendsonne wähnt man sich in einem orientalischen Märchen aus 1001 Nacht. Im 1577 erbauten, von Kuppeln gedeckten Bazaar Tim Abdullah Khan, wird einheimisches Kunsthandwerk wie Teppiche, Seidenstoffe, Schmuck etc. angeboten. Ein Besuch am frühen Abend lohnt sich!

Die Fahrt von Buchara nach Samarkand führt uns durch die Weite Zentralasiens, links und rechts der Strasse ein Streifen grün, dahinter die zu Zeiten Marco Polo’s von den Handelskaravanen gefürchtete Wüste Kyzilkum.

Bei der Familie von Akbar durften wir den typisch Uzbekischen «Plov» zu Mittag essen. «Plov» oder hier bekannt unter «Pilav» ist ein schmackhaftes Reisgericht mit Hammelfleisch, Zwiebeln und frischen Karotten. Der Tisch, an welchem man am Boden auf Kissen sitzt, war überladen mit Vorspeisen, Früchten, Nüssen und Süssigkeiten. Eindrücklich war, wie die Frauen den «Plov» im offenen Feuer in der Küche zubereiteten. Darin war es heiss wie in einem Glutofen und ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen dieser Arbeitsbedingungen. 

Samarkand, die wohl am häufigsten beschriebene Stadt an der Seidenstrasse, wurde bereits im Jahr 750 v. Chr. unter dem Namen Afrasiab gegründet. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie von vielen Heerführern wie Alexander der Grosse und Dschingis Kahn erobert und wurde zur Hauptstadt des Reiches von Timur Lenk. In dieser Zeit erlebte Samarkand seine Hochblüte und galt als religiöses, kulturelles und wissenschaftliches Zentrum Mittelasiens. Es entstanden die eindrücklichsten Bauwerke der islamischen Architektur wie der Registan-Platz mit seinen drei Medressen Ulug Bek, Sher-Dor und Tilya-Kory, Bibi-Chanum, einst eine der grössten Moscheen der Muslimischen Welt, das Gur-Emir – Mausoleum und der über 7 Jahrhunderte erbaute und rekonstruierte Shah-i-Zinda – Komplex. 

Die türkis glänzenden Kuppeln dieser Bauwerke sind von weit her sichtbar und die bis ins kleinste Detail mit unzähligen Kacheln und Mosaiken verzierten Portale und Räume der Bauwerke versetzen den Besucher in ehrfürchtiges Staunen und zeugen vom einstigen Reichtum dieser Stadt. Während zwei Tagen durfte ich die Sehenswürdigkeiten entdecken, aber auch ins heutige Leben eintauchen, mich mit den gastfreundlichen Einheimischen unterhalten und sogar eine Degustation Usbekischer Weine und Brandys geniessen. Weinliebhaber müssen auch in Usbekistan nicht auf ein Glas verzichten.

Ein Begegnungsabend im Restaurant Samarkand mit dem sympathischen Team von Silk Road Destinations, welches einen sehr engagierten, innovativen und professionellen Eindruck machte, bildete den würdigen Abschluss dieser tollen Reise.

 

Es würde mich freuen, wenn ich Sie für dieses phantastische Reiseland Usbekistan begeistern konnte. Gerne stehe ich Ihnen mit Tipps und Ratschlägen zur Verfügung.

 

Hans-Peter Brasser